Skip to content

Die Geburt prägt unser Leben

Aller Anfang ist schwer...

Aus dem Paradies im Mutterleib gelangen wir in eine unsichere und manchmal bedrohliche Umwelt. Dies ist ein überwältigendes Erlebnis, das sich tief in die junge Seele einprägt.

Manchmal ist die Prägung durch die Geburtserlebnisse offensichtlich, meist aber unsichtbar. Wie leicht wir in Stress geraten oder aggressiv werden, kann mit den Geburtserfahrungen zusammenhängen, ebenso die Neigung zu Depression, Selbstaufgabe oder Drogenkonsum. Auch unsere Fähigkeit, Kontakte knüpfen und Beziehungen zu leben, hat damit zu tun.

Hilflos ausgeliefert?

Welche Folgen überwältigende Erlebnisse auf die Seele haben können, wurde schon zur Zeit von Siegmund Freud diskutiert. Seit den 70er-Jahren beschäftigen sich Forscher und Forscherinnen vermehrt mit der Entstehung von Traumata.  Dass die Ur-Erfahrung der Geburt damit in Zusammenhang steht, wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhundersts erkannt. In den letzten Jahren wurden vermehrt Methoden entwickelt, um solche traumatisierenden Erlebnisse in unsere Seele zu integrieren und damit zu heilen.

Franz Renggli: »Im Kern jeder Krise ist immer der größte Schatz oder Reichtum verborgen, nur gilt es ihn zu entdecken. Es gilt den Mut zu haben, in die Tiefe der frühen verletzten Gefühle einzutauchen, hier liegt das größte menschliche und kreative Potential verborgen. Wenn sie den Mut zu dieser Entwicklung haben, dann öffnet sich ein neues Tor im Leben, zur Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz«

Wann beginnt das Leben?

Eine metaphysische Frage, um deren Antwort heftig gerungen wird. Als Biologe kann man sagen – mit der Empfängnis. Die reife weibliche Eizelle nimmt die männliche Samenzelle auf. Die Chromosomen, Träger der Erbsubstanz, verschmelzen miteinander. Überraschend ist dabei, dass sich die Eizelle gewissermaßen aussucht, mit welcher Samenzelle sie verschmelzen will. Was sind ihre Auswahlkriterien? Welche Unterschiede haben Samenzellen? Auf biologischer Ebene gibt es da noch keine schlüssige Antwort. Im Detail ist diese Verschmelzung von Samen- und Eizelle ein komplexer Ablauf, gesteuert von Hormonen, Enzymen und Duftstoffen.

Schwangerschaft

Jedenfalls ist dies der Startpunkt für eine spannende Reise. Die befruchtete Eizelle wandert in den Eileiter und beginnt mit der Zellteilung. Dabei werden eine ganze Reihe chemischer Reaktionen ausgelöst, welche die Schwangerschaft vorbereiten. Die nun Zygote genannten Zellen erreichen nach etwa drei Tagen die Gebärmutter, wo sie sich etwa fünf bis sechs Tage nach dem Eisprung in der Gebärmutterschleimhaut einnisten. Nun beginnt die eigentliche Schwangerschaft. Bis zum Ende der Einnistung nach etwa 14 Tagen ist die Entstehung von Zwillingen möglich.

Geburt ist das erste große Erfolgserlebnis

Symbolisch gesehen ist dies das Ende der Reise des Helden von der Unterwelt in die Oberwelt. Er bzw. sie hat alle Aufgaben bestanden und darf den Lohn erhalten – seelische Reife und Angenommensein in der Welt.

Äußere Einflussnahmen auf den Geburtsvorgang, wie Medikamente, Glocke oder Zange, Erstickungsängste wegen Umschlingung durch die Nabelschnur, frühes Abnabeln etc. werden in die archaischen Erlebnismuster eingebaut. Diese Muster können zB bei schweren Erkrankungen, schwierigen Lebenssituationen, Unfällen etc. aktiviert werden und dienen als Vorlage für den Heilungs-und Genesungsprozess.

Themen rund um die Geburt

Ein Zwilling kann ins Leben helfen

Immer wieder berichten Menchen, dass sie nicht alleine „ins Leben kamen“. Sie hatten einen Zwilling, der nach einiger Zeit wieder gegangen ist. Viele Menschen sehnen sich ihr ganzes Leben nach der Harmonie und Sicherheit, die dieser Zwilling ihnen in ihrer ersten Lebenszeit als Ungeborenes gegeben hat. Manchmal wird der Verlust dieses Zwillings (es können auch mehrere sein) sogar als sehr traumatisch erlebt.

Der höhere Sinn dieser Tatsache ist vielleicht, dass die Seele sich einfach leichter tut, wieder in einen Körper zu schlüpfen, sich zu inkarnieren, wenn sie bei den ersten Schritten begleitet wird.

Dass häufig Zwillinge entstehen, bei denen einer wieder geht, ist auch biologisch nachweisbar. Oft findet sich noch eine kleine Nabelschnur in der Nachgeburt.

Viele Lebensthemen können sich um den Zwilling ranken: Beziehungen, Partnerschaft, Umgang mit Einsamkeit und Verlust, Erdung und Lebenssicherheit.

Kaiserschnitt

Nicht immer gelingt es, eine Geburt entspannt und natürlich zu Ende zu bringen. Das liegt einerseits an der sehr technischen Routine im Krankenhaus, andererseits an den Ängsten, Erwartungen und Befürchtungen der Mütter (und Väter) und manchmal auch an körperlichen und biologischen Gegebenheiten.

Ein Kaiserschnitt hat schon vielen Kindern und Müttern das Leben gerettet. Dafür bin auch ich sehr dankbar.

Einerseits gibt es den Not-Kaiserschnitt, wobei die Wehen schon begonnen haben, der Muttermund sich mehr oder weniger geöffnet hat und das Kind in einer Geburts-Position liegt. Es gibt viele Gründe, warum eine Geburt nicht mehr weitergeht oder gar unmöglich wird. Der kaiserschnitt beendet die Geburt auf eine andere Weise, rettet aber eben oft das Leben von Kind und Mutter.

Dann gibt es den Wunsch-Kaiserschnitt. Viele Frauen fürchten die Schmerzen, eine körperlcihe Beeinträchtigung  (auch des Kindes) oder wünschen ihn aufgrund der Ratschläge von Ärzten oder anderen Fachleuten. Oftmals haben noch keine Wehen eingesetzt und das Kind ist eigentlich noch nicht reif für die Geburt. Besonders diese Art der Entbindung ist ziemlich traumatisch für das Kind, und oftmals – ohne es gleich zu erkennen – auch für die Mutter.

Frühchen

Manchmal kann eine Schwangerschaft nicht fertig ausgetragen werden. seelische und biologische Probleme können die Ursache sein. Aiuch hier hilft ein Kaiserschnitt, das Leben des Kindes zu retten. Die anschließende medizinische Versorgung ist aufwendig. Aber es können so immer „frühere“ Kinder überleben. Bei guter Pflege bleiben nur wenige Schäden zuück.

Warum auch immer ein Kaiserschnitt gewählt wurde – mütterliche Zuwendung und ein gutes familiäres Umfeld können die alle Wunden, seelische, biologische, soziale, heilen.

Moderne traumatherapeutische Begleitung hilft, verbliebene Spuren dieses Geburts-Traumas aufzulösen und zu integrieren. Dies gilt für Mutter, Kind und anderen Bezugspersonen.

IVF

Manchmal klappt es nicht mit dem Schwanger-werden. Vereinigung von Samen und Eizelle außerhalb des Körpers (InVitro-Fertilisation) kann hier dennoch zu einem Wunschkind führen.

Mittlerweile liegen ausreichend Erfahrungen vor, wie sich diese Zeugung auf das Kind auswirkt. Auch hier gilt: Eine gute Begleitung – guter Kontakt zum Kind – vermeidet mögliche Langzeit-Schäden

Liebe heilt alle Wunden!

Der Tod...

ist für uns alle unausweichlich. Wenn er aber rund um die Geburt eintritt, ist es ein schwer traumatisierendes Ereignis. Aber auch diese Erfahrung lässt sich – mit Aufwand und Unterstützung – integrieren. Wir können danach weiser und gelassener werden und dem Leben mit neuer Hingabe begegnen.

Diese Weltordnung,

Die für alle Lebewesen gilt:

Weder Gott noch Mensch hat sie geschaffen.

Sie war schon immer da, ist und wird sein:

Ein ewig lebendiges Feuer,

Das regelmäßig auflodert

Und regelmäßig erlischt.

Die Gezeiten des Feuers sind Hunger und Sättigung.

Die Sonne ist jeden Tag neu.

Heraklit, griechischer Dichter